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Eine Frucht der Kirchenreform Papst Gregors VII. waren die Chorherrenstifte. Als Zentren der Seelsorge auf dem flachen Land und zur Pflege der Liturgie entstanden sie zu Beginn des 12. Jahrhunderts in Altbayern und Österreich in erstaunlicher Zahl, zumal im Voralpenraum. In diese Zeit fällt auch die Stiftung des Klosters Rohr. 

Der Edle Adalbert von Rohr aus der Familie der Abensberger Babonen schenkte 1133 nach kinderloser Ehe sein Besitztum dem Regensburger Bischof, damit in Rohr ein Kloster für Augustinerchorherren gegründet würde. Damals entstand eine romanische Basilika mit einem massigen freistehenden Turm.
Stifterbild im Chorraum aus der Werkstatt Cosmas Damian Asams (Ausschnitt).

Die romanische Kirche wurde 1438 restauriert und im Sinne der Gotik umgebaut. Die romanischen Rundbogenfenster erhielten Spitzbögen, Langhaus und Seitenschiffe wurden im Stil der Zeit eingewölbt, der romanische Altarraum durch einen eingezogenen tiefen Chor mit polygonalem Abschluß ersetzt. Kloster Rohr, Holzschnitt von Jost Amman, um 1560.

Die Stiftskirche erhielt 1618/20 dann eine barocke Ausstattung und Stuckierung. Das ursprüngliche kleine Klostergeviert wurde im Südwesten um eine zweite, größere Quadratur erweitert. Der Dreißigjährige Krieg hinterließ wenig später davon nur noch eine Klosterruine und eine schadhafte Kirche. Nach 1661 konnten jedoch mit kurfürstlicher Hilfe die Klostergebäude wiederhergestellt werden, möglicherweise unter Mitwirkung von Antonio Riva. 

Erst das 18. Jahrhundert brachte für Rohr die barocke Bauzeit, durch deren Werke das Kloster weltberühmt wurde. Unter Propst Patricius II. von Heydon aus Straubin (1682-1730) entstand 1717-1723 durch den erst fünfundzwanzigjährigen Egid Quirin Asam die heutige Kirche. Die Weihe des neuen Gotteshauses mit seinen neun Altären erfolgte am 27.9.1722. 1723 vollendete Egid Quirin Asam die Hochaltarplastiken. 1749-1761 wurde das restliche Kloster neugebaut, jedoch wurde der größte Teil nach der Säkularisation 1803 zerstört. Nur die Kirche und der Ostflügel blieben erhalten. 
Das Augustinerchorherrenstift, Kupferstich von Michael Wening, um 1700

In den Jahren von 1972 bis 1987 wurden umfangreiche Restaurierungsmaßnahmen in der Kirche durchgeführt. Dabei wurde der später hinzugefügte Lettner, der Chorgestühl und Kirchenraum trennte, entfernt. 

Seit 1945 sind die Benediktiner von Braunau mit dem Wiederaufbau der Klosteranlage beschäftigt. 1949 wurde der Westflügel wiederhergestellt, 1956/57 folgte der Nordtrakt, 1959 ein Teil des Südflügels. 1966-1968 wurden Turnhalle und Schwimmbad errichtet, 1968-1973 folgte der restliche Teil des Südflügels, hier wurde das gewachsene Gymnasium untergebracht. Parallel konnte 1975-78 auch ein kleines Gästehaus errichtet werden. 1982 wurde der Westflügel ausgebaut und eine weitere Turnhalle errichtet. 1993-1995 wurde die Schule durch einen südlich gelegenen Bau erweitert. 1998-2000 erweiterte man den Ostflügel nach Norden, um dort eine Bibliothek und ein neues Begegnungszentrum für Deutsche und Tschechen einzurichten. Seit dem Jahr 2000 wird schließlich der barocke Ostflügel, der den Konventstrakt beherbergt, umfangreich saniert und umgebaut