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Die Geschichte der Benediktiner von  Rohr

Im Jahre 993 gründeten der Hl. Adalbert und Boleslaus II. als erstes Benediktinerkloster im Osten Europas die Abtei Brevnov bei Prag. Die Abtei wurde von den Hussiten 1420 zerstört. Der heutige Kirchen- und Klosterbau wurde 1708-1716 von dem berühmten bayerischen Barockbaumeister Christoph Dientzenhofer errichtet, wobei Cosmas Damian Asam das Deckenfresko im Prälatensaal und sein Bruder Egid Quirin die Stuckierung schufen.

Von Brevnov aus errichteten die Benediktiner um das Jahr 1250 die Propstei Braunau in Ostböhmen. Unter Abt Bavar von Necetin (1290-1322) begann der Ausbau der Propstei zu einer burgartigen Klosteranlage auf dem Stadtfelsen von Braunau. Bei den Hussitenstürmen 1420 floh der Großteil des Konventes mit dem Abt von Brevnov nach Braunau, das bis 1939 Abtsitz des Doppelklosters Brevnov-Braunau blieb. Die heutige Klosteranlage ist ein prachtvoller Bau des Kilian Ignaz Dientzenhofer (1727-1735).

 

Im Jahr 1939 kam es wegen nationaler Spannungen zur Trennung der beiden Häuser: die deutschen Benediktiner verblieben unter ihrem Abt in Braunau, während die tschechischen Mönche in Brevnov mit einem eigenen Abt eine unabhängige Abtei bekamen.

Nach dem 2. Weltkrieg wurden die deutschen Mönche im Zuge der tschechischen Benesch-Dekrete 1946 aus ihrem Kloster in Braunau vertrieben und nach Deutschland ausgewiesen. Das Kloster in Braunau diente danach als Konzentrationskloster für Schwestern verschiedener Orden.

Die Mönche der Abtei Brevnov unter Abt Anastaz Opasek wurden im Jahr 1950 von den Kommunisten ebenfalls vertrieben. Die Gebäude dienten als staatliches Archiv, der Konvent lebte in der Zerstreuung, zum Teil im deutschen Exil. Erst 1990 konnte Abt Anastaz Opasek die Abtei Brevnov wieder besiedeln.

 

Im März 1946 zogen die heimatvertriebenen Benediktiner aus Braunau unter ihrem Abt Dominik Prokop (1926-1969) in Rohr ein und übernahmen die Pfarrei. Unter großen Opfern, aber mit Hilfe kirchlicher und staatlicher Stellen konnten die noch bestehenden Teile des ehemaligen Klosters erworben und die nach der Säkularisation abgebrochenen Teile wieder aufgebaut werden.

1968 nahmen die Mönche einige der vertriebenen Mitbrüder der Abtei Brevnov unter Abt Anastaz Opasek in Rohr auf.

Bereits im Herbst 1947 eröffneten die Benediktiner, getreu der jahrhundertealten Tradition ihres Konventes, ein Gymnasium mit Internat. Neben dem feierlichen Gotteslob wirken die Mönche in der ordentlichen und außerordentlichen Seelsorge, in Wissenschaft und Unterricht. Die von Kloster und Schule veranstalteten Konzerte sakraler und profaner Musik erfreuen sich einer großen Besucherzahl.

Durch ihre eigene Geschichte und Erfahrung angetrieben, haben die Benediktiner gemeinsam mit der Ackermann-Gemeinde, einer katholischen Vertriebenen-Organisation, ein geistiges Zentrum für Deutsche und Tschechen in Rohr aufgebaut. Mit vielen Tagungen und Arbeitswochen tragen die Mönche dazu bei, die Versöhnung zwischen den Völkern voranzutreiben und dem zusammenwachsenden Europa eine christliche Prägung zu geben. 

 

 

Die Geschichte der Augustinerchorherren in Rohr

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Der Edle Adalbert von Rohr aus der Familie der Abensberger Babonen schenkte 1133 nach kinderloser Ehe sein Besitztum an den Regensburger Bischof, damit in Rohr ein Kloster für Augustinerchorherren gegründet würde. Damals entstand eine romanische Basilika mit einem massigen freistehenden Turm, der bis heute die Silhouette der Marktgemeinde Rohr prägt. Durch fromme und gelehrte Pröpste wie Petrus Fries (1438-1455) und Johannes Peininger (1455-1493) erlebte Rohr in der Folgezeit eine lange Blütezeit.

Die romanische Kirche wurde seit 1438 restauriert und im Sinne der Gotik umgebaut. Nach einem bedrohlichen Niedergang des Stiftes in der Reformationszeit erlebte Rohr unter dem Propst Johannes Holnstainer (1589-1630) eine fruchtbare Periode nachtridentinischer katholischer Erneuerung.

Die Stiftskirche erhielt 1618/20 eine barocke Ausstattung und Stuckierung. Das ursprüngliche Klostergeviert wurde im Südwesten um eine zweite, größere Quadratur erweitert. Doch der Dreißigjährige Krieg hinterließ eine Klosterruine, eine schadhafte Kirche und einen zusammengeschmolzenen Konvent. Nach 1661 konnten mit kurfürstlicher Hilfe die Klostergebäude wiederhergestellt werden.

Erst das 18. Jhd. brachte für Rohr die barocke Bauzeit. Unter Propst Patritius II. von Heydon aus Straubing (1682-1730) entstand 1717-1723 durch den damals erst fünfundzwanzigjährigen Egid Quirin Asam die heutige Kirche, die mit ihrer Darstellung der Himmelfahrt Mariens zu den bedeutendsten Barockkirchen Deutschlands zählt. Der eifrigen Tätigkeit der Chorherren in Liturgie, Wissenschaft, Kunst und Seelsorge auf den Stiftspfarreien und an deren Filialkirchen setzte 1803 die Säkularisation ein jähes Ende.